Von Postkarten zu Selfies

Mit dem Aufkommen der Fotografie wurde die Postkarte zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem Instrument der Wissensvermittlung. Jedes Dorf in Frankreich wurde fotografiert und dann in eine Postkarte umgewandelt. Für die Franzosen, die wenig reisten, waren diese Bilder eine Möglichkeit, ihr Land zu entdecken.

Das Musée de La Poste hat sein großes ikonografisches Erbe erforscht, um die Geschichte der Postkarte, die auch eine Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert ist, in einem Video zu erzählen.

Die Geburt der Postkarte im Jahr 1872

Von Postkarten zu SelfiesVon Postkarten zu Selfies

In dieser Folge befasst sich unsere Serie mit der Entstehung nicht einer Briefmarke, sondern der Postkarte, die in Frankreich zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen regelrechten Aufschwung erlebte. Tatsächlich arbeiteten 1910 mehr als 250.000 Menschen für die Postkartenindustrie. Dennoch war Frankreich 1872 das letzte europäische Land, das die Postkarte einführte.

Doch sehr schnell wurde dieses beliebte Kommunikationsmittel zu einem sozialen Phänomen.

Das Leben in Bildern beschreiben: von kleinen Dörfern bis zu großen Ereignissen

Damals wurde die fotografische Darstellung der eigenen Stadt oder des eigenen Dorfes als ein Ereignis empfunden. Fotografen ziehen durch die Dörfer und jedes Ereignis, wie eine Überschwemmung oder ein Brand, wird in Postkarten verpackt und ans andere Ende Frankreichs geschickt.

Der Nutzer wird zum Sammler. Die Karten werden nicht weggeworfen, sondern in Alben gelegt, wobei jeder stolz darauf ist, die erhaltenen Karten zu zeigen. In einer Zeit, in der illustrierte Zeitungen teuer und den privilegierten Gesellschaftsschichten vorbehalten waren, ermöglichte die Postkarte es jedem, zu geringen Kosten ein per Post versandtes Bild zu besitzen.

Der Erfolg von Postkarten während des Ersten Weltkriegs

Der Erste Weltkrieg führte zu einer Fülle von Postkarten. Die Soldaten an der Front griffen auf dieses billige Kommunikationsmittel zurück, mit dem sie in wenigen Worten die wichtigsten Informationen über ihren Gesundheitszustand übermitteln konnten. So wurden militärische Franchisekarten kostenlos an die Soldaten verteilt.
Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte die Postkarte aufgrund der Konkurrenz durch neue Kommunikationsmedien wie die illustrierte Zeitung, das Telefon, das Radio und das Kino eine lange Durststrecke.

Die Konkurrenz der Fotografie

Außerdem wurde die Fotografie demokratisiert, da der Profi nicht mehr das Monopol auf das Bild hatte. Der bezahlte Urlaub und später die verbesserten Drucktechniken belebten die Landschaftspostkarte ab den 1950er Jahren wieder. Sie wird zum Pflichtprogramm, zum Wunsch, mit Bildern zu beweisen, dass man im Urlaub die glücklichsten Menschen der Welt ist.

Doch all das gehört einer rührenden, aber längst vergangenen Vergangenheit an, die nun den Selfies Platz macht, die die sozialen Netzwerke überschwemmen.

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