Literaturpreise in Frankreich

Im September wird in Frankreich eine große Masse an neuen Romanen veröffentlicht, um die beginnende Saison der Literaturpreise vorzubereiten. Der Goncourt, der Renaudot, der Femina, der Medicis, der Goncourt des lycéens - all diese literarischen Auszeichnungen werden im November verliehen. Den Goncourt des Jahres zu gewinnen, ist nicht nur für den Schriftsteller ein Jackpot, sondern auch für seinen Verleger. Die Verlage haben daher ein Interesse daran, ihre Autoren kurz vor der Preisverleihung zu veröffentlichen. Es beginnt ein erbitterter Wettbewerb.

La rentrée littéraire - Karambolage - ARTE

Ein französiches Ritual: die Rentrée littéraire

Ach schon wieder Herbst ! Die Ferien sind vorbei. Die Tage werden kürzer, Weihnachten ist noch lange hin. Um diese Trübezeit zu überstehen, haben die Franzosen ein Ritual erfunden : die Rentree littéraire, den literarischen Herbst.

Harte Konkurrenz und Spannung prägen die Zeit der Literaturpreise

Das muss man sich mal vorstellen. Drei Monate lang, von ende August bis mitte November sind Schriftsteller die Stars. Den Rest des Jahres, Michel Houellebecq einmal ausgenommen, werden sie von den Medien ignoriert und plötzlich lädt man sie in talkshows und ins Radio ein und die Zeitungen widmen ihnen Beilagen.

Warum diese allgemeine Begeisterung ? Nun, in Frankreich werden jedes Jahr im Herbst die angesehensten Literaturpreise des Landes verliehen. Und zwar an die Gewinner eines sozusagen jährlichen Romanwettbewerbs. Die Franzosen lieben solche Rennen über alles. Woche für Woche scheidet einzelne Romane aus. Die Liste derer die noch im Rennen sind werden immer kürzer, normalerweise fünfzehn dann ein knappes dutzend dann vier. Spitzenreiter versagen im letzten Moment und Outsider tragen zur Überraschung aller Beteiligten den Sieg davon. Das gibt Spannung, Tränen und Streit. Denn die Franzosen lieben es, die Entscheidungen des Schiedsrichters, in diesem Fall, der Jury, anzufechten.

Umstrittene Siege und undurchsichtige Entscheidungen

Egal ob man das Buch tatsächlich gelesen hat oder nicht. Man regt sich immer über sein Ausscheiden oder seine unverdiente Krönung auf. Um ehrlich zu sein ist diese Empörung allerdings nicht ganz unberechtigt. Die Verleihung der Literaturpreise besticht nicht gerade durch Transparenz und Objektivität, vielmehr durch Interessenkonflikte. Man darf nicht vergessen dass die Jurymitglieder oft selbst Schriftsteller sind. Deren Bücher logischerweise von Verlagen herausgegeben werden, in der Regel von großen Verlagen und wissen sie was ? Die Preisträger sind immer Autoren dieser großen Verlage.

Der Star der Auszeichnungen: der Goncourt

Der absolute Star der Preise ist natürlich der Goncourt. Warum? Sicherlich nicht wegen des Preisgeldes, dass der Sieger bekommt, gerade mal zehn Euro. Das bringt sicherlich etwas mehr ein als der Femina oder der Renaudot, bei denen es keinen einzigen Cent gibt, aber sehr viel weniger als der Preis der Académie française :10000 euro. Nein, der Goncourt genießt sein hohes Ansehen aus dem einfachen Grund, dass er der älteste Literaturpreis ist. Nicht nur in Frankreich, weltweit. Seine Pendants, der englische Booker Prize und der deutsche Buchpreis haben ihn nur nachgeahmt

Die Idee den besten Roman des Jahres zu küren kann banal erscheinen. Als der Goncourt 1903 erfunden wurde, war sie revolutionär. Romane hatten einen schlechten Ruf. Als edel galten andere Gattungen, Dichtung, Theater. Der Goncourt sollte dieser Ungerechtigkeit ein Ende bereiten. Das gelang ihm vielleicht etwas zu gut. Heute geht es bei der Rentrée littéraire vor allem, um nicht zu sagen ausschließlich, um Romane. Romane die alle darauf hoffen, sich mit der berühmten roten Banderole schmücken zu dürfen. Das ist natürlich keine Garantie für ewigen Ruhm. Klar, ein Literaturpreis verschafft hervorragende Umsätze, vor allem in der Vorweihnachtszeit. Die Preisträger liegen überall aus.

Die Gewinner und die Verlierer

Und die anderen? Denn von den anderen gibt es viele. 2016 erschienen 560 Romane, mehr oder weniger gleichzeitig. Eine regelrechte Literatur lawine, undenkbar in Deutschland, wo die Neuerscheinungen schön gleichmäßig übers ganze Jahr hinweg verteilt sind. Man kann sich vorstellen, dass die meisten Romane in diesem Wust vollkommen untergehen. Es würde Jahre, vielleicht ein Leben dauern, sie alle zu lesen. Daa fragt man sich doch : wie es den Juroren gelingt, in dieser Masse die Romane heraus zu fischen, die es verdienen. Oder die Buchhändler ? Selbst die, die große Buchhandlungen haben, können nicht alle Bücher ausstellen. Ganz zu schweigen von den kleinen Buchläden !

Kurzum, worauf ich hinaus will die Wahl ist zwangsläufig willkürlich, ungerecht und voreingenommen. Am Ende schaffen es nur ein paar wenige Werke ja und zwar sind das auf die Lieblingee der Medien. Medien die wen wundert's, auch von den großen Verlagen abhängen. Alle anderen Bücher geraten in Vergessenheit oder ins Altpapier

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