Eine satirische Zeitung

Der Canard enchaîné ist eine der ältesten französischen Satirezeitungen, da er bereits während des ersten Weltkriegs entstand.Jeden Mittwoch wird er von Politikern erwartet und gefürchtet. Denn sie ist gut informiert und berichtet mit Humor, aber ohne Mitleid über die kleinen Sätze, geheimen Äußerungen und großen Skandale, die das politische Leben durchziehen und manchmal die Karrieren beeinträchtigen. Der Canard enchaîné, der stets in Schwarz und Rot gedruckt und von talentierten Zeichnern illustriert wird, ist einer der wenigen unabhängigen Pressetitel in Frankreich.

Karambolage - Le Canard Enchainé

Es ist Mittwoch. Wir sitzen in der Pariser U-Bahn. Fällt Ihnen was auf ? Viele Fahrgäste lesen eine Zeitung voller Zeichnungen in Rot und Schwarz. « Le Canard enchaîné ». Wörtlich, die Gefesselte Ente.

Der deutsche Tourist sagt sich, wie rührend, die Franzosen haben sich ihre kindliche Seele bewahrt und lesen Comics auf dem Weg zur Arbeit. Aber nein, "Le Canard enchaîné" ist kein Comic. Weit gefehlt! Es ist eine investigative, satirische Wochenzeitung, die französische Politikerinnen und Politiker jeden Mittwoch mit zitternden Händen aufschlagen.

"Le Canard enchaîné" wurde im September 1915 mitten im Ersten Weltkrieg von pazifistischen Journalisten ins Leben gerufen. Der seltsame Name bezieht sich auf "L’homme libre » der freie Mensch", eine Zeitung, die sich, nachdem sie zensiert wurde, in "Der Gefesselte Mensch" umbenannte. Aus dem "Gefesselten Menschen" wurde "Die Gefesselte Ente".

Ach ja, pardon ! liebe deutsche Freunde. Der französische "Canard" bezeichnet nicht nur das Daffy, sondern auch umgangssprachlich eine Zeitung.

"Le Canard enchaîné" ist eine wilde Mischung aus humoristischen Zeichnungen, spöttischen Kalauern und spektakulären Enthüllungen. Aber lassen Sie sich nicht von dem etwas pennälerhaften Stil beirren. Durch ihre profunden und kompromisslosen Recherchen stellt die Zeitung ein echtes politisches Gegengewicht dar. 1979 deckt sie auf, dass der Diktator Bokassa dem französischen Präsidenten Valéry Giscard d’Estaing heimlich Diamanten zugeschoben hat, und 1981 enthüllt sie, dass sein Finanzminister Maurice Papon während der Besatzung ein überzeugter Nazi-Kollaborateur gewesen war.

Valery Giscard d’Estaing wird nicht wiedergewählt. Leider können wir Ihnen nicht von allen Skandalen berichten, die "Die Ente" losgetreten hat. Es sind einfach zu viele: dubiose Parteispenden, Wahlbetrug, diverse Interessenkonflikte, Begünstigung, aber auch Schmiergelder, Steuerhinterziehung, Scheinbeschäftigung. Der Ente fehlt es beileibe nicht an Themen, denn die politische Klasse treibt es eben zu bunt.

Eine der letzten großen Affären gab es 2017. Der Präsidentschaftskandidat der Konservativen, François Fillon, der in den Umfragen ganz vorne lag, wird durch das Aufdecken der Scheinbeschäftigung seiner Gattin Penelope vollkommen diskreditiert. Er verliert die Wahl und verabschiedet sich ganz aus der Politik. Manche sagen, dass "Le Canard enchaîné" sehr oft die Konservativen ins Visier nimmt. Mag sein. Man kann es auch so sehen: Die Zeitung nimmt eben gern die Mächtigen und das Establishment aufs Korn.

Jede Woche ist das Blatt voll mit dieser Art Klatsch und Tratsch, die politische Karrieren knicken kann. Und es ist bekannt, dass oft sogar Politiker die Zeitung für ihre Zwecke nutzen und die Redaktion anrufen, um Indiskretionen zu streuen, mit dem Ziel, ihre Gegner zu stürzen.

Darüber kann man schmunzeln, doch es geht den Mächtigen auch auf die Nerven. So wurden in den 70er Jahren angebliche "Klempner" von einem Zeichner der Zeitung überrascht, als sie die Büros der Redaktion mit Wanzen bestückten. Sie waren in Wirklichkeit Agenten des Staatsicherheitsdienstes. Das war die berühmte "Klempner-Affäre" der "Ente". Ergebnis: Der Innenminister wurde zur Lachnummer, aber die Zeitung gewann an Glaubwürdigkeit.

"Le Canard enchaîné" ist natürlich nicht die einzige Zeitung, die die dunklen Seiten der Macht beleuchtet. Doch der Stil ist einzigartig. Das Blatt ist voller Wortspiele und Zeichnungen. Von den 30 Journalisten der Redaktion sind allein zehn Zeichner. Darunter war 30 Jahre lang der berühmte Cabu, der 2015 in der Redaktion von "Charlie Hebdo" ermordet wurde.

Von so einer Zeitung erwartet man natürlich, ohne Werbung und Aktienäre auszukommen. Tja, wenn das funktioniert. Ohne mobile App, minimalistisch gestaltete Webseite. Die wöchentliche Auflage beträgt 400.000, und die Kassen stimmen. Eine Auflage von 400.000 wäre in Deutschland wenig, in Frankreich hingegen ist es viel. Der Beweis, dass "Le Canard enchaîné" einen festen Platz im politischen Leben Frankreichs hat. [Musik]"

 

 

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